Intuitives Essen ohne Sahneprotein und Kalorienzählen – funktioniert das?

Chris Eikelmeier Physiotherapeut Psychoneuroimmunologie Athlet

Von Chris Eikelmeier

Kommentare

2
Intuitives Essen Ernährungsberatung Warstein

Ich gebe dir meine klare Antwort: Jein!

Intuitives Essen ist ein Ansatz, der auf die Wahrnehmung und das Vertrauen in die körpereigenen Hunger- und Sättigungssignale setzt, anstatt auf externe Diätvorgaben oder Kalorienzählen. Es wurde von den Ernährungswissenschaftlerinnen Evelyn Tribole und Elyse Resch entwickelt und basiert auf verschiedenen Prinzipien – unter anderem das Ablehnen der Diätmentalität, das Erkennen von Hunger und Sättigung sowie einem respektvollen Umgang mit dem eigenen Körper. Also keine Verbote, kein Bestrafen, kein schlechtes Gewissen, ABER auch keine (bewusste) Kalorienzählerei!

ABER es ist an vielen Stellen „Scam“ und macht dir mehr vor, als es ist! Ich bin gleich zu Anfang ehrlich zu dir. Zwar zeigen Untersuchungen, dass dieser Ansatz in der Praxis gut funktionieren kann – allerdings ist das nicht so „intuitiv“ wie man sich das wünscht.

Lass uns einmal eintauchen in die Thematik des „intuitiven Essens“.

Intuitives Essen oder Kalorienrestriktion?

Im Gegensatz zu traditionellen Diäten, die oft auf reduzierte Kalorienzufuhr bauen und festen Regeln nutzen, soll „intuitives Essen“ flexibler sein und die eigenen Bedürfnisse des eigenen Körpers in den Vordergrund stellen und Essen nicht mehr mit Schuldgefühlen zu verbinden.

Wenn du jetzt denkst, dass du dir einfach, weil du Lust und Laune hast – schlecht geschlafen und viel Stress hattest und dir dein Körper jetzt sagt… – 6 Bic Macs Pommes-Schranke einverleiben kannst, weil du auf deine „körperlichen Signale hörst“, muss ich dich leider enttäuschen: Also ja, du darfst das natürlich essen und musst auch kein schlechtes Gewissen haben, aber in diesem Setting ist Hunger, Appetit (oder nicht) kein guter Ratgeber. Denn so „regelfrei“ ist das intuitive Essen dann doch nicht. Und es entscheidet sich weniger von anderen „bewusst gewählten gesunden Essverhalten“ als dir verkauft wird.

Intuitives Essen in einer obsogenen (Un)Welt!

Viele Dinge beeinflussen deine körpereigenen Hunger- und Sättigungsmechanismen – unseren Appetit, unseren Hunger, ja die gesamte Homöostase (das innere Gleichgewicht), ist heutzutage verunreinig und infiziert von Allerlei „kalorienfreien“ Dingen. Pass auf:

Während mehr Ballaststoffe satt machen können oder das Glas Wasser vor dem Essen (generell halt Volumen) und manchmal auch Protein sättigender sein kann als andere Makronährstoffe, können stark verarbeitete Nahrungsmittel – die zwar keine Entität darstellen, aber ich hoffe du weißt was ich meine – die körpereigenen Sättigungsmechanismen teilweise aushebeln. Auch Werbeanzeigen können „Lust auf mehr“ machen, ebenso Ablenkung beim Essen (TV? Handy?) und auch Psycho-Stress, Verbote oder (zu) wenig Schlaf. Schläfst du weniger, so reduziert sich unser Sättigungshormon Ghrelin und du hast mehr Hunger – ganz intuitiv. Ein Nährstoffmangel kann ebenfalls den Hunger verstärken und umgekehrt. Du hast dann „intuitiv“ bei 1 Stunde mehr Schlaf pro Nacht, Handyverbot beim Essen, einem Proteinshake und eine Multivitamin-Kapsel „intuitiv“ weniger Hunger.

Damit „intuitiv“ funktioniert, muss man quasi – sorry, SOLLTE MAN, nicht muss man, denn es gibt im intuitiven Essen ja weder Regeln, noch Verbote oder Zwänge – fast das gleiche machen, was man sowieso machen sollte, wenn man einen gesunden Lebensstil pflegt. Aber hier fängt das Problem schon an: Es wird beim intuitiven Essen ja vehemmend versucht BLOß NICHTS in gut oder nicht gut einzuteilen. Aber wir sind uns doch einig, dass ein chronisches Schlafdefizit nicht so gut ist, oder? Ein chronischer Vitaminmangel auch nicht, oder?

All das was wir bisher haben und sicher noch mehr, steht dem „intuitiven Essen“ mehr im Weg, als dir „verkauft“ wird.

Die Regeln des intuitiven Essens…

  • Mit dem Essen Frieden schließen
  • Keine Schuldgefühle haben
  • Seinen Körper (sich!) nicht bestrafen, nur weil man Hunger hat oder gegessen hat
  • Respekt vor dem eigenen Körper und gutes SelbstWERTgefühl
  • Auf Hunger- und Appetit achten
  • Nahrungsmittel nicht in Gut und Böse einteilen
  • Ausreichend körperliche Aktivität
  • Keine strengen Regeln
  • Bewusste Entscheidungen treffen, die dir guttun – dein Körper spricht mit dir, du musst nur zuhören!

Jetzt schreibe ich hier, dass intuitives Essen keine (strengen) Regeln nutzt, in Form von Regeln auf…

Es ist richtig, dass man Nahrungsmittel nicht in Gut und Böse einteilen sollte, denn ein Snickers ist nicht von Grund auf böse und will dir schaden (ein Snickers will quasi gar nichts, es ist einfach nur ein Nahrungsmittel ohne Emotionen und Ziele, noch versucht das Snickers die Weltherrschaft an sich zu reißen oder hat ein persönliches Problem gegen dich…), allerdings macht es rein „intuitiv“ keinen Sinn, wenn man sich nur noch von Snickers ernährt, oder? Wäre es gut, wenn man NUR NOCH Snickers isst? Vermutlich nicht. Ist daher das EINE SNICKERS schlecht (oder die eine Verpackung im Setting eines ansonsten gesunden Lebensstils)? Ebenfalls vermutlich nicht.

Und was bei diesem Thema – lies dir die Regeln durch da geht es viel mehr um Psychologie und das eigene Denken über Nahrung, als um Kalorien – wichtig ist: Man muss zwischen unterschiedlichen „Essstörungen“ unterscheiden. V.a. auf Instagram wird sich ja gerne gestritten, dass diese oder jene Ernährungsempfehlung eine „Essstörung“ macht – aber das ist NICHT richtig. Eine Essstörung entsteht nicht, nur weil dir jemand „irgendwas“ sagt. „Wenn die Seele hungert, dann entwickelt sich eine Essstörung“, fasst es so UNGEFÄHR zusammen.

Aber: Für einen Menschen mit Übergewicht können (zu viele) Kalorien „lebensgefährlich“ sein und für einen Menschen mit Untergewicht können (zu wenige) Kalorien „lebensgefährlich“ sein – der Kontext entscheidet.

Was richtig ist, ist sich nicht zu bestrafen, nur weil man etwas gegessen hat – das was ich hier schreibe ist eigentlich so irrsinnig, emotional und irrational, dass ich, wenn ich darüber nachdenke, es selbst gar nicht in Worte fassen kann, weil ich diese Emotion einfach nicht kenne, ich fühle es nicht, ich weiß was ich schreibe, aber nicht, wie es sich anfühlt!!!

Was ist der Unterschied zu traditionellen Diäten und intuitivem Essen?

Traditionelle Diäten setzen oft auf Kalorienzählen, Verbote und feste Essenspläne – theoretisch. Das ist einer der Grundsätze der intuitiven Esser… ein „wir machen es besser“… aber wir sollten doch nicht in gut und böse, besser und schlechter einteilen, oder?

Aber Kalorienzählen, Verzicht, Verbote und feste Strukturen, das ist eher das, wie es meine Mutter vor 50 Jahren praktiziert hat, während ich auf ihren Füßen saß und sie Sit-Ups machte, weil sie dachte, dass man dadurch einen flachen Bauch bekommt, ohne zu Verzichten.

Du nimmst aber nicht ab, wenn du keine Kalorien sparst und du wirst schlecht satt, wenn du zu wenig schläfst, deinen Job hasst und primär stark verarbeitete und hochschmackhafte Nahrungsmittel isst, welche eine geringe Nährstoff- bei hoher Kaloriendichte liefern. Aber OB du Kalorien sparen musst bzw. solltest, steht auf einem ganz anderen Blatt! Oft haben Menschen mit eh schon Untergewicht das Problem, dass sie NOCH WENIGER essen (möchten) und Menschen mit Übergewicht das Problem, dass sie NOCH MEHR essen (möchten), als gut für sie wäre.

Die Menschen mit Untergewicht nutzen oft die Regeln der Übergewichtigen, damit sie noch weniger essen… das liegt aber nicht an einer Regel oder Ernährungsempfehlung, sondern am eigenen Umgang mit dem Essen, seinen Gedanken, Problemen, inneren Geistern.

Und ja, auch wenn 500g Hackfleisch und 6 Bananen lebensrettend für Menschen mit Anorexia Nervosa wären – es ist komischerweise nicht so einfach. Denn wäre es das, dann wäre diese „Sucht nach mager sein“ nicht eine der (psychischen) Krankheiten mit der höchsten Mortalitätsrate; fast jeder 10te Mensch mit Magersucht hungert sich in den Tod!!!

Für wen ist intuitiv essen geeignet?

Eigentlich ist das Konstrukt dahinter ja wirklich löblich – die Emotionen von der Nahrungsaufnahme trennen und das ist sinnvoll für Menschen über Übergewicht, aber auch für Menschen mit Untergewicht. Aber das wars auch schon?

Denn jeder Sportler oder gesundheitsbewusste Mensch – wenn ich das sagen darf, denn im Bereich Ernährung darf man ja fast gar nichts mehr sagen, ohne, dass man irgendwo in ein Fettnäpfchen tritt – der „isst intuitiv“, aber entscheidet sich bewusst – nicht intuitiv – für Nahrungsmittel mit hoher Nährstoff- und geringerer Kaloriendichte, macht Sport, achtet auf ausreichend Protein, Schlaf und Stressmanagement, isst nicht mehr (und auch nicht weniger) als Hunger. All das, was (d)ein „intuitiver Esser“ im Grunde auch macht!

Wenn wir gesund sind (wären?), dann benötigen wir KEINERLEI Ernährungsregeln! Weder intuitives Essen, noch wie viel Protein wie zu führen müssen… denn dann heißt es:

Essen wenn Hunger bis satt, nach vorherigem Jagen (damit ist generell körperliche Aktivität = Sport gemeint, nicht zwangsläufig nüchtern Sport…)

Der Ansatz des intuitiven Essens, der Sport und Bewegung (Kalorienverbrauch) vom Essen entkoppelt, ist sehr positiv. Wir müssen uns keine „Kalorien verdienen“. Es ist super, dass wir uns nicht mehr bestrafen, nur weil wir ein Snickers gegessen haben. Es ist auch klasse, dass wir keine Schuldgefühle haben, nur weil wir gern ein Eis essen würden – all diese Gedankengänge sind aber schon weit drin in der Essstörung und haben mit einer gesunden Psychologie nicht mehr viel zu tun.

ICH PERSÖNLICH LIEBE ESSEN, ABER ICH HABE DOCH KEIN SCHLECHTES GEWISSEN WEIL ICH GEGESSEN HABE – ob ich Kalorien zähle oder nicht, ob ich Snickers esse oder nicht, ob ich Low Carb, Keto oder High was auch immer mache, diese Art der Emotionen sind NICHT die Regel – und sollten unbedingt hinterfragt werden!

Hinterfragt, ob eine professionelle Ernährungs- oder Psychotherapie nicht sinnvoll wäre – oft hilft dir kein TikTok-Coach!

Also hab keine Angst davor dir Hilfe zu holen. Wenn du einen Tennisellbogen hast, suchst du dir auch Rat bei einem Experten, oder?

Das was ich hier schreibe ist absolut wertfrei gemeint, allerdings ist es das, was mir beim Thema „intuitives Essen“ und den dort aufgestellten „Regeln“ als erstes in den Sinn kommt: Essstörung. Diese Regeln sind für Menschen formuliert, die ein „anderes“ Verhältnis zu Nahrung haben – wenn ich das einmal freundlich ausdrücken möchte.

Aber ja.

Mit einem Klick auf das Video bestätigst du, dass du unsere Datenschutzerklärung akzeptierst und der Übermittelung deiner Daten an YouTube zustimmst.

Hör auf deinen Hunger – wenn das so einfach wäre…

Ebenfalls ist es beim „intuitiven Essen“ super, dass wieder mehr auf Hunger und Sättigung gehört wird – aber ich würde dieses Konzept gerne erweitern: Wenn du Hunger hast bedeutet es nicht, dass du essen sollst – aber das bedeutet dann wiederum nicht, dass du nicht essen sollst. Sondern (unstillbarer) Hunger, kann unterschiedliche Gründe haben. Du solltest diesen Hunger zwar wahrnehmen, aber wir müssten dann noch tiefer schauen, WESHALB du gerade Hunger hast – denn Hunger und Sättigung ist vielschichtiger als „Signale wahrnehmen und dann eben essen oder nicht mehr essen“.

Ein paar Beispiele für Über- oder Untergewicht folgen.

Intuitiv Essen bei Übergewicht?

Alleine ein Schlafdefizit kann deinen „Hunger um mehrere 100 Kalorien pro Tag erhöhen“ – wenn du z. B. wenig schläfst, dann mehr Hunger hast, dann mehr isst, dann führt das unweigerlich zu Übergewicht, das wiederum zu Schlafstörungen, das zu mehr Hunger und das ist in den seltensten Fällen gesund. Ebenso bekommen wir bei psychoemotionalen Stress mehr „Appetit“ auf süß, salzig und fettig (Kalorien) – und da müsste man schauen WIESO HABE ICH DIESEN PSYCHOEMOTIONALEN STRESS? Also man kommt von der Frage „wieso man Hunger hat“ zum Stress, fragt weiter, „wieso man Stress hat“ und kommt dann zur Partnerschaft und dann fragt man weiter, was an der Partnerschaft denn stressig ist und dann müsste man eher zur Paar-Beratung, als zum Ernährungsberater. Voila, hört sich einfach an, ist es aber nicht immer.

Wir sind schon quasi mittendrin im Coaching, in der Ernährungsberatung und der kognitiven Verhaltenstherapie (eigentlich alles sehr ähnlich). Es geht NIE nur um essen – auch nicht beim „intuitiven Essen“ – sondern um Wahrnehmung, Interpretation und bewussten Entscheidungen auf Basis des bestverfügbaren Wissens, alles bewertet im Kontext der individuellen Möglichkeiten, Probleme, Wünsche, Erkrankungen und Ziele.

Bei Übergewicht ist es primär wichtig zu wissen WESHALB du Hunger hast und / oder weshalb du in diesem Moment isst / essen möchtest! Du darfst essen, musst aber nicht. Oft sind es ganz andere Dinge, welche dich zum essen verleiten. Wenn du diese Dinge herausfindest, dann hilft dir das schon ein ganzes Stückchen weiter.

Ich habe letztens von einem Coach gehört, dass Menschen mit Übergewicht faule fette Schweine wären. Aber ist das so einfach? Oft sind Menschen mit Übergewicht Menschen, die hart anpacken, durchziehen und umsetzen, aber oft nicht nein sagen können. Selbstständig, immer für alle da, Arbeitsmaschinen, aber der Druck, der Stress, der ist manchmal so groß, dass sie sich ins (fr)essen flüchten. Die sind nicht faul, denn in vielen Bereichen sind sie sogar oft überdurchschnittlich erfolgreich. Was hier dann hilft ist kein Ernährungsplan, sondern ein NEIN-sagen und sich selbst vor andere stellen; und das ist nicht zwangsläufig etwas schlechtes (solange es nicht auf Kosten der anderen ist).

Das Problem ist, dass Übergewicht irgendwann dazu führt, dass die Sättigungsmechanismen nicht mehr funktionieren (Leptinresistenz, Insulinresistenz, metabolisch nicht mehr flexibel, mitochondriale Dysfunktion…) und sie nicht mehr an ihre gespeicherter (Fett) Energie kommen. Hier kann die Abnehmspritze*, zusammen mit kognitiver Verhaltenstherapie und einer wertfreien Ernährungsberatung, Wunder bewirken!

*GLP1-Analoga wirken über GLP1-Rezeptoren. Ein Sättigungsfaktor, der bei Übergewicht oft (noch) keine Resistenz entwickelt hat und noch funktioniert.

Intuitiv Essen bei Untergewicht?

Wenn du allerdings untergewichtig bist und Hunger hast, weil du seit 3 Tagen nichts oder zu wenig gegessen hast, dein Leptinspiegel aufgrund deines zu geringen Körperfettanteils nicht mehr vorhanden ist, dann sollst du natürlich etwas essen und zwar so lange, bist du satt bist. Nichts essen macht weder schöner, noch erfolgreicher, noch gesünder. Dein Körper benötigt schon in Ruhe, ohne nur einen Schritt zu gehen, Minimum 1200kcal am Tag – und ich meine wirklich MINIMUM und ganz gleich wie groß oder schwer du bist, egal ob Mann oder Frau. Ein normaler Alltag mit etwas denken, sitzen, frieren, schwitzen, verbraucht nochmal MINIMUM 500-1000kcal extra und wir haben noch nicht einmal Sport gemacht.

Aber warum isst du eigentlich nicht, weshalb du Hunger hast? Welche Vorteile verschafft es dir, wenn du nichts isst? Ist es Bestrafung? Wofür? Ist es der Glaube, dass du durch das nicht-essen schöner und fitter wirst? Ist es ein Reizdarm oder ein anderes Verdauungsproblem, was dazu führt, dass du Essen schlecht verträgst? Also es gibt ja viele Gründe – psychologische und physiologische, weshalb jemand nicht oder zu wenig isst!

Bei Untergewicht ist es primär wichtig zu wissen WESHALB du nicht essen möchtest oder WESHALB du abnehmen möchtest! Hier ist es meist wichtig zu verstehen, dass du essen nicht nur darfst, sondern sogar solltest! Einen knackigen, schönen und gesunden Körper der optimal funktioniert, den hungerst du dir nicht an.

Ja. Hunger. Wenn es so einfach wäre! Denn Hunger bedeutet, dass man Hunger im Kontext bewerten muss. Und das macht dann leider das, sich das so schön einfach klingende, „intuitive Essen“ doch schon wieder etwas vielschichtiger und komplizierter, oder?

Intuitives Essen statt Diäten Gottes Nahrung Sahneprotein

Intuitive Esser müssen sich an „normale Regeln“ halten…

Auch wenn du „intuitiv isst“, gelten die Regeln der Thermodynamik und der Nährstoffbedarfsdeckung. Wenn du mehr isst als du verbrauchst, dann wirst du diese Energie speichern und vermutlich an Gewicht zulegen – und das ist auch gar nicht schlimm und absolut wertfrei formuliert. Die eigene Interpretation ist in diesem Fall das Thema – was dieser Gewichtsanstieg für dich persönlich bedeutet und wieso er das bedeutet, was er bedeutet. Die Wertung dessen und das davon abgeleitete Verhalten.

Wenn ich einen BMI von 38 habe und ich mehr esse als ich verbrauche, dann nehme ich noch weiter an Gewicht zu und es ist, rein objektiv betrachtet, nicht gesund – man entwickelt Insulinresistenzen, Leptinresistenzen, niedriggradige Entzündungen. Die Wertung wäre dann, dass das nicht cool ist und man es nicht möchte und das Verhalten wäre, dass man anfängt die aufgenommenen Kalorien zu reduzieren oder den Verbrauch an Kalorien zu erhöhen. Die Folge ist, dass man Körperfett verliert. Was in diesem Kontext sehr gesund ist.

Das sieht im Falle der Magersucht dann aber – ich hoffe das ist jetzt klar geworden – ganz anders aus.

Es geht beim intuitiven Essen also viel mehr um Ernährungspsychologie, als um die Ernährung selbst. Und Intuition entsteht nicht automatisch einfach so, weil man entschließt „jetzt esse ich intuitiv“ – sondern aus Bewusstsein, Wissen & Übung.

Ernährungs-Regeln die uns irgendwie trotzdem alle betreffen…

So, jetzt bei aller Liebe zum „intuitiven Essen“, kann man diesen Prozess der Körperfettreduktion bei Übergewicht, strukturierter gestalten, in dem man ein Krafttraining in optimaler Frequenz ergänzt um möglichst keine Muskelmasse im Kaloriendefizit abbaut und man erhöht seinen Proteinanteil der Nahrung auf 1,2-2,5g pro kg Körpergewicht, da es beim Muskelaufbau hilft, sättigt und Protein nicht als Körperfett gespeichert wird. Übrigens stimuliert Protein (essentielle Aminosäuren) und Sport ebenfalls GLP1, genauso wie die Abnehmspritze…

Und das Problem ist jetzt: Das was ich hier schreibe, wird auch von Menschen mit krankhaften Untergewicht gelesen und die interpretieren es leider oft komplett anders – sie wenden dann leider das an, was nicht für sie, sondern für die Übergewichtigen gilt und das führt dann wieder zu Problemen!

Menschen mit Untergewicht neigen dazu mehr Süßstoffe zu essen um Kalorien zu sparen, mehr zu bewegen, ja, noch mehr, nein, NOCH VIEL MEHR, um Kalorien zu verbrauchen (damit sie essen „dürfen“), sie stopfen sich voll mit Ballaststoffen, Gemüse, Salate, mageren Proteinquellen, nur, damit sie BLOß NICHT ZUNEHMEN! Aber weder die Süßstoffe, noch dieser Text, noch bestimmte Ernährungsregeln und Strategien sind das Problem – der Einsatz kann nämlich für den Übergewichten lebensrettend, erleichternd und befreiend sein und für Menschen mit Untergewicht ein Symptome ihres gestörten Essverhaltens.

Was für alle Menschen schlau is(s)t: Vermehrt naturbelassene Grundnahrungsmittel zu konsumieren, welche eine geringere Kaloriendichte bei hoher Nährstoffdichte haben. Sport, natürliche Nahrung, mehr schlafen, Obst, Gemüse, essentielles Protein, Ballaststoffe… das hört sich bis hier her doch nicht „essgestört“ an, oder? Das sind einfach valide und wissenschaftlich bestätigte und praxiserprobte Maßnahmen, welche dabei helfen, einfacher „unnötiges Körperfett“ zu verlieren, im Setting von Übergewicht und generell seine Gesundheit zu verbessern (oder zu erhalten). Übergewicht, einem der größten Risikofaktoren für viele der modernen Erkrankungen.

Ein Snickers, Zucker, Süßkram, Honig, Datteln, Sahne, Avocados, Fruchtsaft, egal was, macht nicht dicker pro Kalorie als andere Nahrungsmittel – sie sind einfach sehr energiedicht, schnell verzehrt und sättigen weniger, liefern zudem weniger essentielle Nährstoffe und SCHMECKEN HALT GEIL!!!

Sich bewusst gegen diese Art der Nahrungsmittel zu entscheiden – oder weniger davon zu konsumieren – ist ja keine Essstörung oder eine (zu) „rigide Diätregel“, sondern eine sinnvolle Strategie, da der bewusste Verzicht auf diese Dinge, dabei hilft schneller Körperfett zu verlieren, ohne, dass man auf wichtige Nährstoffe verzichten muss. Und es betrifft einfach mehr Menschen das Thema „krank durch Übergewicht“ als „krank durch zu wenig essen“ – daher sind die meisten Ernährungs-Tipps auch auf Übergewicht ausgelegt, nicht auf Magersucht!!! Und da darf man niemanden einen Vorwurf machen…

Und nein, sich „sauber“ zu ernähren – ich spüre schon die Steine die auf mich geworfen werfen, weil ich „sauber“ sage – hat auch nichts mit Anorexia Athletica oder Orthorexie zu tun, auch wenn alles am Ende gleich oder sehr ähnlich aussieht. Denn es ist nicht das, wie es aussieht und scheint, sondern die Gedanken, Interpretationen und Emotionen, die es zu einer Problematik machen – also die Dinge, die man halt nicht sehen kann.

Intuitives Essen funktioniert nicht
Intuitives Essen in der Praxis

Du darfst Gummibärchen!!! Du Darfst Snickers!!! Du darfst wie die Wurst…

Aber du kannst und DARFST, wenn du möchtest, eine Tüte Gummibärchen am Tag essen, du wirst davon nicht krank werden und es ist auch nicht schlimm – bis zu dem Grad, an dem die Gummibärchen andere nährstoffreichere Lebensmittel vom Speiseplan verdrängen ODER du durch die Gummibärchen ein Kalorienplus induzierst, was dazu führt, dass dein BMI von 38 noch weiter ansteigt. In diesem Fall sind es dann aber nicht die Gummibärchen, sondern dein Verhalten und die Gesamtkalorien – ob du jetzt durch Avocados zunimmst, durch Datteln oder Gummibärchen ist sogar fast egal (ich schreibe extra fast, da das nicht das Thema dieses Artikels sein soll; denn by the way: Nüsse liefern physiologisch bis zu 30% weniger Kalorien, als auf der Verpackung steht oder Protein wird nahezu gar nicht als Fett gespeichert [also die Kalorien aus manchen Lebensmitteln zählen quasi weniger…] oder Fruchtzucker metabolisch im Setting eines Kalorienüberschusses anders als Traubenzucker, gesättigte Fett anders als ungesättigte usw…).

In vielen meiner Beispiele beziehe ich mich bewusst auf Menschen mit Übergewicht die abnehmen möchten. Wenn du stark untergewichtig bist, dann ist dagegen ein Kalorienüberschuss nicht nur lebensverändernd, sondern auch LEBENSRETTEND!

Das alles zu verstehen hat also weniger mit „intuitiven Essen“ zu tun, sondern mit Verständnis über Psychologie, Ernährungsphysiologie, Thermodynamik, Nährstoffbedürfnisse unseres Körpers und Sättigungsmechanismen und natürlich damit, sich selbst zu kennen, zu verstehen und zu lieben!!!

Intuitives Essen ist Unsinn…

… das würde ich nicht sagen. Aber intuitives Essen funktioniert intuitiv besser, wenn du auch hier – wie bei allen anderen funktionierenden Ernährungsweisen – nicht mit Verboten arbeitest, sondern mit Struktur und Hintergrundwissen. Denn beim intuitiven Essen geht es gar nicht um das Essen, sondern nur um deine Gedanken, Interpretationen und Bewertungen!!! Wiederhole ich mich?

Wenn du primär naturbelassen Nahrungsmittel ohne Zutatenliste verwendest – ich nenne es eine „artgerechte Ernährung“, andere nennen es „Gottes Nahrung“ – und darauf achtest ausreichend essentielle Nährstoffe zuzuführen, einschließlich Protein (und auch Sahneprotein und andere Proteinpulver sind nicht nur erlaubt, sondern machen es oft auch einfacher), dann hast du „intuitiv“ (automatisch?) weniger Hunger.

Wenn du 8 Stunden oder mehr schläfst, jede Nacht, dann wird sich dein Hunger reduzieren. Wenn du nicht gut schläfst – dann solltest du die Gründe dafür finden. Wenn du z. B. „intuitiv“ mehr Hunger hast – obwohl du objektiv eigentlich satt sein müsstest – muss man schauen wieso du mehr Hunger hast. Ich hoffe das ist jetzt klar geworden. Bei vielen Menschen ist es ein Schlaf“defizit“ – schläfst du dann mehr, dann hast du „intuitiv“ weniger Hunger – denn man könnte sagen: „Ein Nickerchen ersetzt eine Mahlzeit!“ – das ist ein Zitat von mir von meinen Seminaren zur artgerechten Ernährung – Apropos: Hättest du Interesse, dass ich die Artikelreihe neu schreibe? Und Workshops dazu gebe? Schreibs mir bitte hier unten in die Kommentare, da es viel Arbeit ist, möchte ich wissen, ob sich das lohnt (und ich weiß gar nicht wie viele von früher hier noch mitlesen…).

Also Jungens und Mädchens: Das was ich am intuitiven Essen mag ist gar nicht das essen – und meiner bescheidenen Meinung nach geht es beim „intuitiven Essen“ auch überhaupt nicht direkt um Essen – sondern die Erlaubnis essen zu dürfen, die Wertschätzung seinem eigenen Körper gegenüber, die Dankbarkeit leben zu dürfen (Selbstliebe? Selbstwert?) und hier zu sein, dem Bewusstmachen körperlicher Signale und der eigenen schadhaften Gedanken und Emotionen im Bezug zum Essen!

Abnehmen & Muskelaufbau Warum du Süßstoffe nutzen solltest! 💪 Ernährung & Training Tipps

Mit einem Klick auf das Video bestätigst du, dass du unsere Datenschutzerklärung akzeptierst und der Übermittelung deiner Daten an YouTube zustimmst.

Chris Eikelmeier Physiotherapeut Psychoneuroimmunologie Athlet

Über

Hi mein Name ist Chris Eikelmeier, Gründer von Strength First® und von der Nahrungsergänzungsmittel-Marke Götterspeise®. Ich bin Physiotherapeut (MT, MTT), Therapeut und Master in klinischer Psychoneuroimmunologie, Athlet und Trainer und ich liebe es zu schreiben. Ich saß im Rollstuhl, war dummerweise schon einige Male größer verletzt, hatte Reizdarm, Allergien und... schon lange nicht mehr. Patienten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum reisen zu uns an, für eine Beratung oder ein Event von uns. Was ich glaube? Ich glaube, dass sich schwere Gewichte nicht von alleine heben. Genauso bin ich der festen Überzeugung, dass sich dein Körper, deine Gesundheit, von jeder Situation wieder erholen kann. Und auch, dass Gesundheit nicht kompliziert sein kann. Wenn du weißt wie? Deshalb schreibe ich diesen Blog. Achso: Und wieso Leistung und Gesundheit? Ich denke Gesundheit ohne Leistung ist wie Heino ohne Brille. Beides gehört zusammen und ist untrennbar miteinander verknüpft. Ps: Manchmal schreibe ich etwas derber, manchmal witziger, manchmal fachlicher... mir ist es zwar wichtig alle Infos möglichst objektiv wiederzugeben, aber nicht zu langweilig und nicht zu streng. Ich denke, dass Spaß haben ein großer Teil der Lösung für eine bessere Gesundheit und ein schöneres Leben ist. Also: Sei mir nicht böse, wenn du manchmal rote Ohren bekommst! #sorrynotsorry Mehr zu mir.

2 Kommentare

Avatar-Foto Johannes Kunz

Apropos: Hättest du Interesse, dass ich die Artikelreihe neu schreibe? Und Workshops dazu gebe? Schreibs mir bitte hier unten in die Kommentare, da es viel Arbeit ist, möchte ich wissen, ob sich das lohnt (und ich weiß gar nicht wie viele von früher hier noch mitlesen…).

Ganz klares JA 🥩

Schreibe einen Kommentar

Psssst: Streng(th) geheime Insider­informationen!!!

Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel
Training, Sport und Leistung
Allgemeine Gesundheit
Physiotherapie und Rehabilitation


Hinweis: Hier geht es zu unserer Datenschutzerklärung und unseren Hinweispflichten.


Trainingsplan Chris Eikelmeier
DER-Assessment-Workshop-Manuelle Therapie Gelenkbefundung für Trainer und Physios