OH NEIN, der Wirbel ist schon wieder herausgesprungen … QUERSCHNITT. Drück ihn wieder rein? Geht nicht, Rollstuhl. Kennst du? NEIN!
Wie oft ist dir dein ISG um die Ohren geflogen? Du warst bei deinem Physiotherapeuten deines Vertrauens und er hats wieder gerichtet. Weisst du, dass die Chance, dass das wirklich so ist, wie du denkst, ziemlich gering ist? Das größte Gelenk des menschlichen Körpers „fliegt nicht einfach heraus“.
Genauso sitzen deine Wirbel auch IMMER RICHTIG. Da kann KEIN THERAPEUT DER WELT fühlen, ob was schief oder grade ist, und er kann es auch nicht „herein drücken“. Aber, sagst du jetzt, bei dir funktioniert es doch, deine Schmerzen sind weg und du kannst wieder bewegen!?
JA ABER EINRENKEN FUNKTIONIERT … nicht!?
Es funktioniert nicht so, wie du denkst. Nicht auf Mechanik allein. Zum einen ist Plazebo nicht nichts, sondern ein mächtiges Tool. Plazebo denkst du, einbilden? Nein, nicht einbilden. Plazebo kann SICHERHEIT schaffen und reduziert dein Stress- und Schmerzempfinden. Du bekommst vielleicht eine Lösung, denkst du, und schon geht es dir besser. Und darum geht es doch? Dass es dir wieder besser geht!
„… the pain research literature suggests that placebo is an active hypoalgesic agent.”
Ja, es gibt Studien die zeigen, dass „Manipulation“ und „Manuelle Therapie“ der Brustwirbelsäule positiv auf nicht spezifische Schulterbeschwerden wirken können. Und wenn es „nur mechanisch“ wäre, dann, dann, dann … also wie erklärst du das? Hör auf zu stottern! Du bumst etwas an der BWS herum und die Schulterbeschwerden werden besser? Genau, da gibt es vielleicht mehr als nur Mechanik!
PSYCHOLOGIE IN DER THERAPIE
Meine Oma hat immer gesagt, dass ich ein „Psychotherapeut“ wäre. Einfach weil sie mit „Physiotherapeut“ nichts anfangen konnte und es immer verwechselt hat. Ich hab immer gesagt „Mensch Oma, ich bin kein Psycho-, ich bin PHYSIO-Therapeut“, sie so „sag ich doch, Psychotherapeut“. Endlose Diskussionen. Aber eigentlich hatte sie doch Recht?
Die Überzeugungen unserer Patienten sind EXTREM WICHTIG in der Therapie. Was glaubt der Patient? Was fordert der Patient? Was hat der Patient für Grundannahmen und Glaubenssätze? Unsere Aufgabe als „moderne Physiotherapeuten“ umfasst neben einer extrem guten Diagnostik und Anamnese, auch Sprachmuster, Psychologie und neben dem „mechanischem“ Aspekt, der mehr oder weniger obsolet ist, das Coaching! Das habe ich schon vor 10 Jahren in meiner Ausbildung von einem guten Dozenten gelernt. „Der Physiotherapeut ist nicht mehr Mechaniker, sondern Coach“. Doch das ist aber heutzutage immer noch nicht bei allen angekommen!
Es ist selten, dass es sich bei Schmerz um eine strukturelle Dysfunktion handelt. Wenn es kein HIGH IMPACT Trauma gibt und keine „Repetitive Strain Injury“, dann ist es wahrscheinlich, dass es sich um eine „unverhältnismäßige Schmerzerfahrung“ handelt – was heißt unverhältnismäßig, aber zumindest eher „nicht-mechanisch“.
WAS IST SCHMERZ?
Schmerz ist ein multifaktorielles Konstrukt, welches oft gar nicht „psychologisch“, sondern NEUROLOGISCH ist. Du, oder dein Patient, hat „den Schmerz gelernt“. Und je öfter du ihn darauf aufmerksam machst „na, wie ist ihr Schmerz heute?“, desto schlimmer wird’s. Frag doch mal „was hat gut geklappt? In welcher Situation gings dir gut?“ und du bekommst lösungsorientierte, wichtige Informationen.
Aber du machst „den Schmerz“ noch präsenter, indem du dem Patienten erzählst, dass der Wirbel schief steht und NUR DU ihn von dem „schief stehenden Wirbel“ befreien kannst. Der Patient glaubt das und glaubt nicht mehr daran, dass er selbst eine Lösung herbeiführen könnte. Zum Beispiel, indem er einfach etwas mehr über solche Dinge lernt. Das wäre DEINE AUFGABE als Therapeut: Coaching, Erklärung, Hilfe zur Selbsthilfe. Aber nein, den Schmerzen wird immer mehr Beachtung geschenkt als dem Patienten: du fasst dran, du behandelst die schmerzende Struktur, du hilfst dem Patienten dabei den Schmerz noch bewusster zu machen und noch besser „auswendig zu lernen“.
MANUELLE THERAPIE FUNKTIONIERT ABER!
Ja, aber: Wie genau Manuelle Therapie wirkt, weiß man heute noch gar nicht. Es werden sehr viele Mechanismen disktutiert: neben zentralen und peripheren, spinalen und neurophysiologischen Mechanismen, spielt die Psychologie („Plazebo“) mit herein. Na klar, auch mechanisch und Effekte auf das Bindegewebe (kurzfristige wie Creep et etera …). Das summiert sich zu mehr als „ich schieb ihn dir rein“, also Willis Wirbel.
“ …bombard the central nervous system with sensory input from the muscle proprioceptors …”
Es finden sich durch Manuelle Therapie Veränderungen auf Endorphin, Serotonin, Substanz P und Interleukinebene, genauso wie Veränderungen im Periaqueduktalen Grau, also dem Teil, welcher Schmerz an- und ausschalten kann. Solche Effekte finden sich aber auch bei Sport, ausreichend Schlaf, einer artgerechten Ernährung und Veränderung der Glaubenssätze, Aufklärung. Auch einige Nahrungsergänzungsmittel wie Magnesium, Gaba und Taurin können, vor allem in Kombination, bei Schmerzen hilfreich sein! MEHRDIMENSIONALES COACHING!
Die Blockade ist wahrscheinlich weniger eine mechanische Blockierung, sondern viel eher eine Bewegungsblockade! Du kannst eine bestimmte Bewegung nicht ausführen. Warum? Weiß kein Mensch so 100% genau!
Ich sag nicht, dass Manuelle Therapie über ist. Es ist aber nur EIN Werkzeug, welches funktionieren kann. Von Anfang an zu sagen „deine Schmerzen sind nicht echt“ wäre aber fahrlässig. Für deinen Patienten sind sie ja echt, sonst würde er sie nicht spüren!
Schwerwiegende Probleme abzuklären ist aber vielleicht sogar wichtiger, als heraus zu finden, was es jetzt genau ist…
QUELLEN:
J Man Manip Ther. 2011 Feb; 19(1): 11–19.
doi: 10.1179/2042618610Y.0000000001
PMCID: PMC3172952
Placebo response to manual therapy: something out of nothing?
Joel E Bialosky,1,2 Mark D Bishop,1,2 Steven Z George,1,2 and Michael E Robinson2,3
J Man Manip Ther. September, 2015; 23(4): 176–187.
doi: 10.1179/2042618615Y.0000000003
PMCID: PMC4727730
Thoracic manual therapy in the management of non-specific shoulder pain: a systematic review
Aimie L. Peek, 1 Caroline Miller,2 and Nicola R. Heneghan3
J Man Manip Ther. 2014 May; 22(2): 59–74.
doi: 10.1179/2042618613Y.0000000041
PMCID: PMC4017797
The efficacy of manual therapy and exercise for different stages of non-specific low back pain: an update of systematic reviews
Benjamin Hidalgo,1 Christine Detrembleur,1 Toby Hall,2 Philippe Mahaudens,1; 3 and Henri Nielens1; 3
Man Ther. Author manuscript; available in PMC 2010 Oct 1.
The Mechanisms of Manual Therapy in the Treatment of Musculoskeletal Pain: A Comprehensive Model
Joel E Bialosky, PT, MS,1 Mark D Bishop, PT, PhD,1 Don D Price, PhD,2 Michael E Robinson, PhD,3 and Steven Z George, PT, PhD1
Beyond the Joint: The Role of Central Nervous System Reorganizations in Chronic Musculoskeletal Disorders
Authors: Jean-Sébastien Roy, PT, PhD1,2, Laurent J. Bouyer, PhD1,2, Pierre Langevin, PT, MClSc1,3, Catherine Mercier, OT, PhD1,2
Published: Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy, 2017 Volume:47 Issue:11 Pages:817–821 DOI:10.2519/jospt.2017.0608
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