
Referenzwerte und Blutanalysen zu Mikronährstoffen!?
Man könnte zum Arzt gehen. Alle Vitamine und Mineralstoffe einfach mal messen lassen und man bekäme einen Wert. Dieser Wert wird dann mit einem entsprechenden Referenzwert – der steht meist daneben – abgeglichen und man könnte einfach das zuführen, was als „zu wenig“ gekennzeichnet wird. Richtig?
Das ist allerdings an mehreren Stellen schwierig. Erst einmal: Die Referenzwerte.
Die Referenzwerte der meisten Blutwerte werden bezogen auf männliche Personen zwischen dem 18 und 60 Lebensjahr. Alle Menschen die nicht dazu gehören, werden bei diesen Referenzwerten nicht abgebildet – also Kinder und Jugendliche, Frauen, ältere Menschen und Menschen mit Erkrankungen (Diabetes, Bluthochdruck uvm., sowie Menschen die Medikamente einnehmen). Für einen großen Teil der Bevölkerung gibt es demnach (noch) gar keine sauberen Referenzwerte!!! Verrückt, oder?
Dann bedeutet ein Referenzwert auch nicht gleich optimal versorgt, sondern betrifft einen durchschnittlichen Wert, auf Basis von etwa 95% der oben angegebenen Population (Männlich, 18-60 Jahre, gesund) – 2,5% liegen drunter und 2,5% liegen drüber. Der „deutsche Referenzwert“ wird also auf Basis der Versorgungssituation der ausgewählten Population hergeleitet. Ob diese Population jetzt alle Menschen umfasst und ob diese Population optimal versorgt ist, wird dabei nicht berücksichtigt. Nicht zuletzt auf Basis der Ergebnisse der NVS2 muss man sagen: Schwierig.
Dann sind Messungen nicht ganz günstig – ein Vitamin D-Wert zu bestimmen kostet beispielsweise meist um die 30€, Omega-3-Fettsäuren oder ein gesamtes Fettsäureprofil liegt etwa zwischen 50 und 100€. Einige Werte werden „von der Kasse“ übernommen, andere wiederum nicht. Da kommt auf jeden Fall ganz schön etwas zusammen. Apropos: Da hatte ich letzt einen Patienten der 3500€ für verschiedene Blutwerte ausgegeben hat. Sein Berater hatte ihm das empfohlen. Dass davon etwa die Hälfte unaussagekräftig war (fehlende Referenzwerte, falsche Messungen, nicht messbar…) wurde ihm nicht gesagt! Wir konnten quasi von den 80 genommen Werten 10 gebrauchen und mussten 2 extra messen. Also wir wären mit maximal 12 Werten besser bedient gewesen, als mit dieser Menge an „Junk“-Messungen.
Blutanalysen verstehen?
Aber man misst nicht einfach, sondern macht zuerst eine Anamnese mit dem Therapeuten oder Ernährungsmediziner seines Vertrauens. Das ist aber auch oft schwierig – denn wer von uns hat nicht mal „unspezifische Symptome“? Etwas müde, mal etwas Schmerz, mal hakt die Konzentration, dann schläft man nicht perfekt, hat mehr oder weniger Muskelkater – es gibt Tage, da hast du das Gefühl krank zu werden, du frierst, an anderen Tagen ist alles normal. Besser wäre es (zusätzlich) ein (möglichst genaues) Ernährungstagebuch zu führen, 2-4 Wochen und auf dessen Basis zu bewerten, wie die ungefähre Versorgungssituation aussieht und ob man ausreichend versorgt ist – dann könnte man nachmessen oder man supplementiert dann das, was vermutlich nicht ausreichend aufgenommen wird und schaut wie sich sein Gesundheitszustand verändert oder: Man nimmt einfach ein Multivitamin und Multimineral mit einer moderaten Dosierung und versucht sich „ausgewogen“ zu ernähren. Drauf läuft es in den meisten Fällen sowieso hinaus.
Mit moderat, meine ich moderat – 25-150% der empfohlenen Tagesdosis, am besten sollte man nicht über 300-500% der empfohlenen Tagesdosis liegen (langfristig), wenn man Nahrungsergänzungsmittel und seine sonstige Nahrung zusammenrechnet – pi mal Daumen. Das ist der Bereich der sehr sicher ist und mehr Vorteile liefert, statt Nachteile. HOCHDOSISTHERAPIEN AUF EIGENE FAUST können mal Nachteile haben:
Denn auch „gesunde Vitamine und Mineralstoffe“ können Nebenwirkungen machen, wenn zu viel davon aufgenommen wird. Vitamin C kann beispielsweise bei langfristiger Einnahme hoher Dosierungen Nierenprobleme verursachen, pro-oxidativ wirken oder die Insulinsensibilität verschlechtern und auch das häufig eingesetzte Eisen steht bei zu hoher Dosierung mit Leberproblemen, Typ 2 Diabetes und Krebs in Verbindung, B12 kann Krebs machen. Happy Birthday.
Aber nicht, wenn du ein lockeres Multi nimmst, sondern wenn du selbst denkst, dass du deine Erkrankung mit Hochdosis von XY behandeln könntest.
So essentiell diese Mikronährstoffe auch sind – mehr heißt nicht immer besser.
Kommen wir zurück zu den Messwerten – natürlich macht es Sinn, ab und zu einmal zu messen und vor allem bei Symptomen die über „unspezifisches mal müde sein“ hinausgehen, mit einem Arzt zu sprechen und auch eine umfassende Blut-Analytik durchzuführen – allerdings muss man die richtigen Messungen durchführen. Und das passiert in der Praxis häufig nicht.
Beispielsweise ist es schlecht möglich Jod oder Zink im Blut zu messen, weder im Serum, noch im Vollblut. Zur Jodbestimmung würde man sich eher auf die Schilddrüsenhormonwerte konzentrieren – also indirekt – und beim Zink-Mangel findet man häufig Müdigkeit, Infektanfälligkeit (v.a. im Winter) und niedrigere Testosteron-Werte beim Mann, aber das ist nicht perfekt.
Auch B12 ist schwierig(er) zu messen – oft wird Vitamin B12 einfach im Serum gemessen, es hat hier aber wenig Aussage über die Versorgungssituation, da der Serum-Wert normal sein kann, obwohl schon ein zellulärer Mangel vorliegt. Besser wäre dann das Holotranscobalamin (HoloTC) zu messen, seine biologisch aktivierte Form. Wenn man ganz sicher sein möchte, lässt man zusätzlich den Methylmalonsäure-Wert bestimmen und eventuell noch den Homocystein-Wert. Letzt hatte ich eine Patientin, der wurde ein B12-Mangel bescheinigt, auf Grund von einem niedrigen Serum-Wert. Wir haben nachgetestet: Methylmalonsäure, Homocystein und HoloTC waren normal!!! B12-Mangel unwahrscheinlich. Auch bei hohen Werten im Serum kann es manchmal daran liegen, dass B12 schlecht in die Zelle aufgenommen wird, aber auch da gibt es noch andere Möglichkeiten.
Also Vorsicht – nur weil ein Blutwert gering (oder erhöht) ausfällt, weißt du noch nicht zwangsläufig wieso der so ausfällt!!!
Wenn du beispielsweise eine Magen-Darmproblematik hast, könnte der zur Vitamin B12-Aufnahme benötigte Intrinsic-Faktor fehlen – da sollte man dann lieber die zugrundeliegende Ursache des B12-Mangels behandeln, nicht bloß den B12-Mangel. Oder eine Entzündung, Infektion, Blutungen bei einem Eisenmangel: Ferritin ist vermutlich verändert! Ferritin ist u.a. ein Akute-Phase-Protein, welcher erhöht wird bei einer Infektion, was bedeutet, dass eine stark menstruierende Veganerin mit Müdigkeit und einem sehr hohen Ferritin-Wert vermutlich NICHT ausreichend versorgt mit Eisen ist, sondern eher eine Infektion oder Entzündung hat (wo man die Ursache weiter abklären sollte…). Auch eine Insulinresistenz kann den Ferritin-Wert erhöhen (und auch die Eisenlevel erhöhen, ohne, dass das gesund wäre).
Also es wäre schon nicht unklug, die Ursache für den Eisenmangel bzw. den veränderten Blutwert zu finden (mehr zur Eisen liest du hier). Ohne Angst machen zu wollen: Meistens sind es einfache Ernährungsfehler, das Problem ist nur die paar Prozent, wo es keine einfachen Ernährungsfehler sind; diese sollten herausgefiltert werden.
Hier kann man dann gezielt ergänzen. Dieser kurze Auszug soll nur verdeutlichen: „Einfach im Blut messen“ ist nicht so trivial, wir man sich das vorstellt.
Diagnose durch die Hose: Ein kleines Video zur richtigen Diagnose! Da gibt´s mehr als Blutwerte…

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Neben den oben genannten Werten, eine kleine Auflistung an Möglichkeiten verschiedene Mikronährstoffe zu messen:
Vitamin A: Retinol im Serum
Vitamin B1: Transketolase-Aktivität
Vitamin B2: Erythrozyten-Glutathion-Reduktase
Vitamin B6: Pyridoxalphosphat
Vitamin D: 25OH, 1,25OH
Vitamin K: Prothrombinzeit
Biotin: 3-HIA-Carnitin
Folsäure: Messung in Erythrozyten
Eisen: Hb, Ferritin, Transferrin
Jod: Jodmessung im Urin (zeigt an, was du gestern an Jod zugeführt hast), TSH, fT3, fT4
Selen: TSH, fT3, Selenoprotein P
Viele Werte kannst du in einem freien Labor messen lassen, teilweise auch mit Trockenblut-Tests daheim, aber die Interpretation ist nicht immer ganz so trivial! Referenzwert abgleichen und fertig ist leider zu kurz gedacht!
Persönlich mag ich Trockenbluttests für zuhause und im Vergleich mit Werten beim Doc, sind die in der Regel auch sehr ähnlich – auch wenn viele „Experten“ diese Daheim-Tests nicht mögen. Wichtig ist, dass du dich an den genauen Ablauf hältst und sauber arbeitest:
Ich hatte mal EXTREM hohe Blutzuckerspiegel. Weil ich vorher Schokolade gegessen hatte und ohne die Hände waschen gemessen hatte. Ich hatte noch Schokolade an den Händen. Auch was die Infektionsgefahr angeht, sollte man darauf achten hygienisch sauber zu arbeiten. Apropos:
Da war ich letzt mal Blut abnehmen beim Doc und ohne Handschuhe, fingerte die Arzthelferin an dem zuvor desinfizierten Hautbereich herum. Auch nicht besser als mit Schokofingern zu messen!
Ich messe gerne daheim…
Unter uns? Ich habe ein Gerät daheim zur Bestimmung von Cholesterin, Triglyzeriden, Blutzucker, Ketonkörper, Harnsäure und nutze gerne Trockenblut-Tests (TSH, D3, Omega-3, CRP, Ferritin), wie auch Stuhl- und Atem-Gas-Tests, für regelmäßige Kontrollen. Abgesehen davon, dass du die Gerätschaften einmal kaufen musst, bist du mit knapp 200€ dabei, wenn du alles hiervon (alleine und daheim) testest. Das ist nicht geschenkt, aber ohne Diskussionen und bitten und betteln beim Doc, kannst du so wichtige Werte messen.
Mit der Kombination aus Triglyzeriden und Nüchtern-Blutzucker kannst du deine Insulinsensitivität (und Fettleber) bestimmen. Harnsäure, zusammen mit dem vorherigen und Gesamt-Cholesterin sind super Werte zur Bestimmung deiner allgemeinen metabolischen Gesundheit. Wenn du dafür die Gerätschaften daheim hast, kosten die einzelnen Messungen kaum noch etwas!
Stuhl- und Atem-Gas-Tests sind etwas teurer, aber die machst du im Grunde nur, wenn du hier Beschwerden hast. Da der Darm allerdings Einfluss auf fast alles hat, macht das doch schon öfters mal Sinn, hier nachzuschauen.
Omega-3 und D3 kannst du 1-2-Mal pro Jahr bestimmen, damit du in etwa weißt, wie viel D3 und Omega-3 du supplementierst und den CRP sowie Ferritin kannst du einmal jährlich bestimmen (oder bei Bedarf), um grob zu schauen, ob es eine niedriggradige Entzündung gibt.
Sind ALL diese Werte in Ordnung, dann hast du zwar nicht alle Möglichkeiten ausgeschlossen, aber dann hast du schon einige der häufigeren Baustellen abgeklärt, wie beispielsweise Schilddrüsengesundheit (TSH, indirekt Jod, Selen, Eisen und Zink), Insulinresistenz und Fettleber, sowie niedriggradige Entzündungen, D3 und Omega-Index.
Wenn du aber einen guten Hausarzt hast, sind die meisten Werte auch auf Kassenleistung möglich oder du nimmst die hier genannten Tests und ergänzt es mit einem großen Blutbild (das wird ja sowieso gerne gemacht). Damit kann man in der Praxis schon etwas anfangen!
Pass auf dich auf!
Mehr zum Thema Diagnostik liest du hier.
Mehr zum Thema Insulin und Insulinresistenz lernst du in folgendem Video:

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