
Die neuste Studie 2025 von Pringels et al. 2025 zeigt, dass es bei Insertionstendinopathien der Achillessehne NICHT gut ist, wenn mit vollem Bewegungsausmaß trainiert oder die Achillessehne gedehnt wird! Aber was wird eigentlich immer bei Schmerzen gemacht? ERSTMAL DEHNEN…
Schauen wir uns diese Studie mal genauer an!
Es gab 2 Gruppen von Menschen mit Achillessehnenschmerzen. Fängt schon einmal gut an.
Primär ging es aber um Insertionstendinopathien – also die Art der Achillessehnenschmerzen, die ganz unten am Fersenbein Schmerzen verursachen – wobei es in der Praxis schwierig ist die verschiedenen Arten von Achillessehnenbeschwerden genau zu differenzieren.
Ok. Da es seit etwa 2012 die Hypothese gibt, dass Kompression der Achillessehne am proximalen Fersenbein – was bei maximaler Dorsalextension des oberen Sprunggelenkes entsteht – negativ auf die Schmerzen bei Patienten wirken könnte, wurde einer Gruppe zusätzlich zum Training mit eingeschränkter Range of Motion, ein Fersenkeil in die Schuhe gelegt und sie durften aus keinen Fall dehnen. Anders als ein Barfuß-Schuh – das genaue Gegenteil – wird somit die Dorsal Extension durchgehend etwas eingeschränkt. Ziel dabei ist, dass die Sehne sich beruhigen kann.
Die andere Gruppe trainierte mit vollem Bewegungsumfang und bekam keinen Fersenkeil und sollte zusätzlich die Achillessehne dehnen – warum das total dumm ist, sag ich dir gleich.
Es gab 4 Phasen je 4 Wochen.
Phase 1 der Achillessehnen-Reha:
Es startete mit isometrischen Übungen, 5×50 Sekunden mit 50% der Maximalkraft und ging schrittweise hoch auf bis zu 5×60 Sekunden mit 70% der Maximalkraft. Wie gesagt, die eine Gruppe immer mit mehr Dehnung und die andere Gruppe immer mit weniger Dehnung.
Phase 2 der Achillessehnen-Reha:
Diese Phase Bestand aus dynamischen Übungen – also prinzipiell Wadenheben.
Es wurde mit 3 Sätzen zu 10 Wiederholungen und 75% der Maximalkraft gestartet und es gab eine Progression hin zu 3 Sätzen zu 6 Wiederholungen mit 85% der Maximalkraft.
Phase 3 der Achillessehnen-Reha:
Die dynamischen Übungen wurden weiter „dynamisiert“, es kamen also Sprünge hinzu.
Phase 4 waren dann sportartspezifische Übungen.
Trainiert wurde übrigens JEDEN TAG!
Dieses Bild stammt aus der Studie von Pringels et al. 2025 und fasst einmal das Trainingsprogramm der beiden Gruppen zusammen.
Was hilft (besser) bei Schmerzen der Achillessehne?
Die Gruppe, die ohne Dehnungen, mit Fersenkeil und eingeschränktem Bewegungsumfang trainierte, hatte die besseren Ergebnisse – signifikant. UND DAS IST GUT, da Insertionstendinopathien der Achillessehne deutlich behandlungsresistenter sind als die Mid-Portion Tendiopathie. Wenn du also Probleme mit der Achillessehne hast, dann hast du hier schon einmal eine Option: Mach einfach das, was Gruppe 1 gemacht hat.
Was waren die Probleme dieser Studie? Was können wir mit den Ergebnissen anfangen?
Leider gar nichts. Was heißt gar nichts, zumindest wenig. Wirklich. Das ist so blöde und schade. Das ärgert mich voll. Wenn hier ein Wissenschaftler mitliest: Ruf mich an, ich will mitmachen, ich will die Methodik mit-designen, ich habe so viele Ideen und Fragen, lass mich mitwirken (schreib mir eine Mail!!!).
Auf alle Fälle: Es wurde mit Fersenkeil gearbeitet.
Alghamdi et al. 2024 und Rabusin et al. 2021 zeigten halt schon vor Jahren, dass allein der Fersenkeil dazu führen kann, dass Schmerzen bei Achillessehnenproblemen verschwinden – das ist doch soooo blöde, oder? Es hätten beide Gruppen ODER GAR KEINE GRUPPE diesen scheiß Keil bekommen müssen. Alleine hiermit kann man die Trainingsprogramme nicht mehr vergleichen und es ist schon komplett unnötig weiter zu schreiben. Aber komm, noch die weiteren Probleme die ich bei dieser Studie sehe:
Es wurde JEDEN TAG trainiert – ey bin ich der einzige Physio dieser Welt, der bei sich und seinen Patienten bemerkt, dass es NIE funktioniert, wenn man seine Reha-Übungen mit einer zu hohen Frequenz trainiert? Warum nicht jeden zweiten Tag, warum nicht 2 bis 3 oder 4-Mal pro Woche, wieso jeden Tag? Alleine NICHT jeden Tag zu trainieren, könnte die „Kompressions-Hypothese“ aushebeln, da genug Zeit zur Anpassung gegeben worden wäre.
Naja, was weiß ich schon – ich arbeite ja auch erst seit 20 Jahren als Physio und hab quasi keine Therapieversager unter meine Patienten… naja… es ärgert mich einfach total, die Studie hätte richtig gut sein können!
Dann hatte die eine Gruppe halt noch zusätzlich gedehnt – JA LASS DOCH DIE SCHEIßE SEIN! Irgendwann ist halt die Dosis erreicht, wo es mehr Probleme bereitet, als dass es Vorteile bringt. Reichte denn nicht das Training mit vollem Bewegungsumfang, wieso noch dehnen? Auch hier wieder: Eventuell war NUR das Dehnen das Problem und hat eben die tolerierbare Dosis damit überschritten.
Weiter gabs dann noch das Volumen, bzw. die Intensität. Bin ich der einzige der denkt, dass es nicht möglich ist 3 Sätze zu 6 Wiederholungen bei 85% seiner Maximalkraft zu absolvieren? Das wäre vermutlich im ersten Satz RPE 11, im zweiten Satz RPE 12 und im dritten Satz RPE13 – und dabei geht die RPE-Skala ja nur bis 10! Und schon in der ersten Phase: 70% deiner Maximalkraft für 60 Sekunden zu halten und das dann in 5 Sätzen – hat das schon einmal jemand ausprobiert? Wenn du beispielsweise 100kg auf der Bank drückst und du dann 70kg für 60 Sekunden in der Mitte halten sollst – glaubst du, dass du das schaffst? Probiers mal aus und schreibs mit in die Kommentare, aber ich wage das echt zu bezweifeln.
Irgendwie ist das alles nicht optimal, oder?
Übungsprogramm für Achillessehnen-Schmerzen was funktioniert?
Wie dem auch sei: „junk science is everywhere…“ – ich will das nicht zu stark abwerten, vor allem weil so eine Untersuchung auch immer viel Zeit und Mühe kostet, aber: WARUM ACHTET MAN NICHT AUF SOLCHE DINGE!?
Auf alle Fälle hat Gruppe 1 ja Fortschritte machen können – wenn du Probleme mit der Achillessehne hast, dann kannst du das ja schon einmal ausprobieren, denn es scheint ja in der Gesamtheit eine Intervention gewesen zu sein, welche funktionieren kann!
Wenn dir das aber nicht reicht, du vielleicht nicht weiter kommst oder du mehr zum Thema Achillessehnen-Rehabilitation suchst, inklusive Differenzialdiagnostik, Behandlung bei Tendinopathie und Achillessehnenriss, dann schau dir unbedingt meinen ausführlichen Fachartikel zum Thema an:
30 Minuten Achillessehne!
Im nachfolgenden Video erzähle ich dir nochmal 30 Minuten zur Achillessehne. Das ist ein Auszug aus dem oben genannten Achillessehnen-Artikel von mir.
Auf alle Fälle: Danke fürs Lesen und schreib mir mal in die Kommentare, ob du etwas mit dieser Art der „Studien-Interpretation und Zusammenfassung“ anfangen kannst!

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Quellen:
Alghamdi NH, Pohlig RT, Seymore KD, Sions JM, Crenshaw JR, Grävare Silbernagel K. Immediate and Short-Term Effects of In-Shoe Heel-Lift Orthoses on Clinical and Biomechanical Outcomes in Patients With Insertional Achilles Tendinopathy. Orthop J Sports Med. 2024 Feb 7;12(2):23259671231221583. doi: 10.1177/23259671231221583. PMID: 38332846; PMCID: PMC10851750.
Pringels L, Capelleman R, Van den Abeele A, et al; Effectiveness of reducing tendon compression in the rehabilitation of insertional Achilles tendinopathy: a randomised clinical trial; British Journal of Sports Medicine Published Online First: 26 February 2025. doi: 10.1136/bjsports-2024-109138
Rabusin CL, Menz HB, McClelland JA, Evans AM, Malliaras P, Docking SI, Landorf KB, Gerrard JM, Munteanu SE. Efficacy of heel lifts versus calf muscle eccentric exercise for mid-portion Achilles tendinopathy (HEALTHY): a randomised trial. Br J Sports Med. 2021 May;55(9):486-492. doi: 10.1136/bjsports-2019-101776. Epub 2020 Sep 28. PMID: 32988930.
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